Die Region Doly Bela ist geprägt von den Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte. In Folge des 2. Weltkrieges wurde die deutsche Bevölkerung aus dem Sudetenland vertrieben. Der Kommunismus unterdrückte 40 Jahre lang die Religion. Nach dem Fall des Kommunismus im Jahr 1989 kehrte die Gesellschaft nicht zur christlichen Tradition zurück. Mehr noch: Zwischen 1991 und 2011 hat sich die Anzahl der Christen um 80 Prozent verringert. Nur noch 12 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum christlichen Glauben, der größte Teil davon zur katholischen Kirche.
Das Bistum Pilsen gehört zu den ärmsten Diözesen in Tschechien. Die meisten Kirchengebäuden in der Region sind in einem Zustand des Verfalls und renovierungsbedürftig. Manche der Christen sind erst im Erwachsenenalter zum Glauben gekommen. Erst 30 Jahre nach der Revolution wachsen Kinder heran, die seit ihrer Jugend in der Kirche aktiv sind.
Trotzdem gibt es Tschechien viele religiöse Aufbrüche. Unter anderem auch durch die Oblaten. Die Präsenz der Oblatenmissionare in der Diözese Pilsen beginnt mit der Einladung eines Bürgermeisters eines kleinen Dorfes. Obwohl er selbst nicht gläubig ist, hat er erkannt, wie wichtig die Präsenz der Kirche in seinem Dorf ist. Seit 2009 haben die Oblaten sich dauerhaft in Plasy niedergelassen, wo ihnen die Verwaltung der Pfarreien Plasy und Manětín anvertraut wurde.
Im September 2020 wurde auf Wunsch des Pilsner Bischofs Tomáš Holub das verwaltete Territorium um zwei weitere Pfarreien, Dolní Bělá und Ledce, erweitert. Neben der Kommunität in Plasy wird es auch eine Niederlassung in Dolní Bělá geben. Die Oblaten können dadurch her vor Ort verstärkt präsent sein. Der Kontakt zu den Gläubigen wird dadurch intensiver, aber auch die Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde und Kulturinstitutionen. Die neue Niederlassung wird kein klassisches Oblatenkloster. Vielmehr werden dort Oblaten gemeinsam mit Laien leben.
Platz für dieses Vorhaben bietet das leerstehende barocke Pfarrhaus des Ortes. Ein Teil des Hauses ist bereits in Eigenleistung renoviert worden. Dieser Umbau war der erste Schritt für die neue Kommunität. Neben der Wohnung für die Kommunität sollen im Pfarrhaus und auf dem weitläufigen Gelände noch weitere Räume für Gemeindeaktivitäten entstehen. Davon versprechen sich alle Beteiligten eine Wiederbelebung der örtlichen kirchlichen Gemeinschaft. Dafür sollen die Räume des Pfarrhauses auch alle offen bleiben; auch für Menschen, die weder gläubig noch kirchlich sind.
Bis es soweit ist, steht noch viel Arbeit an. Demnächst wird auch das Erdgeschoss des Pfarrhauses renoviert. Größere Gruppen ab 20 Personen passen aber nicht ins Haus. Daher wollen die Mitglieder der Kommunität in einen weiteren Schritt die Scheune auf dem Gelände abreißen. An ihrer Stelle soll ein neuer Versammlungssaal entstehen. Mehr Raum, das wird auch ein Thema bleiben. Die Gemeinschaft möchte weiter wachsen. Das bestehende Gebäude hat nur 6 Zimmer. Entsprechend ist in den kommenden Jahren ein neues Haus im Pfarrgarten geplant, um weitere Oblaten und Laien aufzunehmen.
Maximilian Röll